Die 21 Kilometer haben mich zurück
- Hanspeter Kurz
- 5. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Von Monatsritualen und Laufpausen
2019. Herbst. Das war das letzte Mal, dass ich 21 Kilometer am Stück gelaufen bin. Damals bin ich mit den letzten Sonnenstrahlen des Jahres durch buntes Laub und frühe Nebelschwaden gehuscht – und hab mir geschworen: „Das war’s jetzt für eine Weile mit den langen Dingern.“
Dabei war ich von 2015 bis 2019 richtig im Flow – 20 Läufe mit mehr als 21 Kilometer, darunter zwei Ultras mit jeweils 52 Kilometern. Mein emotional größtes Erlebnis war aber kein Ultra, sondern ein ganz besonderer Lauf:
Der Kinderwagenlauf
Am 6. April 2019, an einem dieser ersten perfekten Frühlingstage, bin ich mit Simon im Kinderwagen losgelaufen. Kurze Ärmel, blühende Obstbäume, Vogelgezwitscher – und ein angenehmer Fahrtwind für Simon, der sich gemütlich durch die Landschaft schaukeln ließ.
Ich hatte das Gefühl, der Frühling läuft mit – und dieser Lauf war mehr als nur Bewegung. Es war einer dieser seltenen Tage, an denen einfach alles passt: die Beine, der Kopf, das Wetter – und der kleine Co-Pilot vor mir. ❤️
Mein Halbmarathon-Jahr
2018 war mein Halbmarathon-Jahr. Jeden Monat ein 21er – wie andere ihren monatlichen Saunatag. Einfach raus, loslaufen, 21 Kilometer lang die Beine sortieren und den Kopf frei bekommen. Mein kleines Monatsritual.
2017 stand ich sogar noch mit Startnummer am Achensee – 23 Kilometer rund um den See, zwischen Wasser und Wand. Ein Klassiker, der bis heute in meinem Kopf nachhallt.
Vom Ziel- zum Genussläufer
Und dann kam der Wechsel. Keine Startnummer mehr, keine Trainingspläne, kein Druck. Stattdessen: Wellnessläufe – ja, ich nenn das wirklich so. Einfach laufen, weil’s gut tut. Mal 7, mal 13, mal 5 Kilometer. Tempo? Völlig wurscht. Puls? Hauptsache, das Herz schlägt für die Sache.
Dazwischen hab ich mich aufs Rennrad gesetzt und einige Höhenmeter in die Bergschuhe gepackt – nicht zuletzt wegen meiner Ausbildung zum Tiroler Bergwanderführer. Das Wandern hat mir eine neue Perspektive aufs Draußensein gegeben – ruhiger, bewusster, aber kein bisschen weniger intensiv.
Der Wiedereinstieg
Und dann – gestern – war’s soweit: Ich bin wieder 21 Kilometer gelaufen. Ohne großen Plan, einfach so. Der Kopf war bereit, die Beine überraschend kooperativ.
Die Runde? Einfach genial: ein Abstecher über die Au und Rauchleit nach Hopfgarten, dann über den Lindrainweg runter ins Tal, weiter bis zum Badesee (nein, kein Sprung ins Wasser – war zu frisch 😉), rauf in die Windau und dann über die Oberwindau wieder heim. 350 Höhenmeter, knackig, aber nicht übertrieben.
Und das Beste: Es hat Spaß gemacht. Richtig Spaß.
Die Lust ist zurück
Plötzlich war sie wieder da: die Lust auf mehr. Die Sehnsucht nach längeren Strecken, nach kleinen Abenteuern vor der Haustür, nach diesem Gefühl, wenn der Körper angenehm müde und der Kopf ganz leicht ist.
Und da war auch wieder dieser Gedanke: Warum eigentlich nicht wieder beim Achenseelauf starten? Mit Vorfreude, mit Respekt – und dem Ziel, im Herbst unter 2:30 ins Ziel zu kommen. Kein Rekordversuch. Keine Mission Impossible. Einfach ein persönliches Wiedersehen mit dem, was mir lange gefehlt hat.
Die 21 Kilometer haben mich zurück – und ich hab nichts dagegen einzuwenden.



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