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Yoga für Männer – warum ich als Trailrunner plötzlich den Hund mache

  • Autorenbild: Hanspeter Kurz
    Hanspeter Kurz
  • 23. Apr.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 24. Apr.


Das Bild wurde mit Chat GPT erstellt da ich über keine Yoga-Fotos von mir verfüge ;-)
Das Bild wurde mit Chat GPT erstellt da ich über keine Yoga-Fotos von mir verfüge ;-)


Wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass ich mal freiwillig im Wohnzimmer – oder schlimmer noch: irgendwo auf einer Bergwiese mit Blick auf die Hohe Salve und den Wilden Kaiser – in den herabschauenden Hund gehe, hätt ich vermutlich gelacht und gemeint: „Jo eh, und danach geh ich noch zum Ballett.“

Aber: Zeiten ändern sich. Und Körper auch. Spätestens nach der dritten Trailrunde in der Woche und dem stechenden Ziehen in der Hüfte fängt man an, Dinge zu hinterfragen. Zum Beispiel, ob’s wirklich immer noch eine Laufeinheit sein muss. Oder ob es da nicht auch was gibt, das einem nicht nur hilft, geschmeidiger über die Trails zu kommen, sondern vielleicht sogar ein bissl runterholt vom Alltagsstress. Spoiler: Gibt’s. Nennt sich Yoga.


Der Anfang: Youtube statt Yogastudio

Ich war nie in einem Studio. Das wär mir zu viel Om und zu wenig Berg. Ich hab das Ganze autodidaktisch angegangen – mit ein paar YouTube-Videos von mehr oder weniger motivierten Yogalehrerinnen, die mir erklärt haben, wie ich mich richtig verbiege, ohne mich zu verletzen. Und siehe da: Nach den ersten paar Einheiten hab ich gespürt, dass sich da was tut. Nicht nur körperlich. Auch mental.

Ich mach meine Einheiten daheim im Wohnzimmer oder draußen in der Natur. Da reicht oft eine flache Stelle auf der Almwiese, die Laufjacke dient als Matte drunter, mehr brauchts nicht.


Warum Yoga gerade für Trailrunner Sinn macht

Jetzt mal ganz nüchtern: Yoga und Trailrunning passen besser zusammen als man denkt.Trailrunning fordert nicht nur die Beinmuskulatur, sondern beansprucht den ganzen Körper. Die Bewegungsabläufe sind oft einseitig, die Belastung intensiv. Da braucht’s Ausgleich. Genau da kommt Yoga ins Spiel.

Ein paar handfeste Vorteile:

  • Mehr Beweglichkeit: Gerade die Hüftbeuger, die Beinrückseiten (Hamstrings) und der untere Rücken werden durch Trailrunning gern mal steif wie ein Tiroler Zirbenstuhl. Yoga hilft, diese Bereiche zu mobilisieren.

  • Bessere Atmung: Ich atme unbewusst oft wie ein kaputter Staubsauger. Yoga bringt einem bei, wieder richtig zu atmen. Tief, ruhig, effizient.

  • Stärkere Körpermitte: Die meisten Verletzungen beim Trailrunning kommen nicht vom Laufen selbst, sondern von muskulären Dysbalancen. Yoga stärkt die tiefliegende Muskulatur, besonders rund um den Core.

  • Mehr Fokus: Wer schon mal versucht hat, in der Krähe zu balancieren, während der Nachbar mit der Motorsäge den Apfelbaum schneidet, weiß: Konzentration ist alles.


Und wenn dir das zu esoterisch klingt, dann schau dir mal die Zahlen an:Eine Studie aus dem Jahr 2019 im „Journal of Strength and Conditioning Research“ zeigt, dass regelmäßiges Yoga bei Athleten die Flexibilität um bis zu 35 % und die Balance um bis zu 17 % verbessern kann.


Yoga oben – meine Lieblings-Einheit am Berg

Einer meiner besten Yoga-Momente war letzte Woche: Ich war am Abend unterwegs wollte eine Runde zur Alpenrosenhütte drehen, hab auf halber Höhe bei einem Plateau Rast gemacht weil ich gemerkt hab, die Woche hab ich zu viel Sport gemacht, die Muskeln und der Kopf wollen heute einfach nicht. Die Sonne war schon ziemlich tief, trotzdem aber noch angenehm warm und ich hatte plötzlich das Gefühl, ich müsste kurz runterkommen. Also Matte raus (ok, war in dem Fall die Laufjacke), Schuhe aus, fünf Sonnengrüße, ein bisschen Dehnen – und zum Schluss im Liegen die Augen geschlossen. Kein WLAN, kein Lärm – nur ich, der Berg und ein paar neugierige Insekten. Klingt kitschig? Vielleicht. War’s aber nicht. War einfach nur echt schön.


Vorurteile? Gibt’s genug – aber die sind von gestern

„Yoga ist nix für Männer.“ „Da macht man doch nur ein paar Hampelmann-Figuren und ruht sich dann aus.“ Joa… kann man glauben. Muss man aber nicht. Ich hab festgestellt, dass gerade die Kombi aus Anstrengung und Achtsamkeit beim Yoga was ist, was viele Trailrunner unterschätzen – bis sie’s mal probieren.

Laut dem Deutschen Yoga-Bund liegt der Männeranteil in Yogakursen aktuell bei etwa 20 %, Tendenz steigend. (Quelle) Die meisten Männer steigen übrigens wegen Rückenschmerzen oder sportlicher Ergänzung ein – und bleiben dann, weil’s einfach gut tut.


Mein Tipp für den Anfang

Du brauchst keine fancy Matte oder Designer-Leggings (ich trag beim Yoga dieselbe Jogginghose, die ich auch zum Werkeln im Garten verwende).Wichtig ist: Einfach mal anfangen. Hier ein paar Youtube-Kanäle, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht hab:


  • Mady Morrison – ja, sie hat viele weibliche Follower, aber ihre Einheiten sind klar, verständlich und angenehm bodenständig.

  • Yoga with Tim – für alle, die’s gern auf Englisch und etwas kraftbetonter mögen.

  • Marcel Clementi – ein Yogalehrer aus Tirol unfassbar authentisch, in den Videos mit sympathischen Tiroler Dialekt. Yoga ohne Schnickschnack. Mein Tipp für Anfänger!


Fazit: Flexibel auf den Trails – und im Kopf

Ich bin sicher kein Guru. Und ich kann bis heute nicht im Lotussitz sitzen, ohne dass mir die Knie schreien. Aber ich hab für mich entdeckt, dass Yoga mehr ist als „Stretching und mehr oder weniger sexy Yoga Hose“. Es ist eine einfache, nachhaltige Methode, um als Trailrunner verletzungsfrei, beweglich und vor allem mit einem klaren Kopf unterwegs zu sein.

Wenn du mich also das nächste Mal irgendwo bei der Bergwiese in der Kobra liegen siehst – keine Sorge, ich bin nicht gestürzt. Ich mach nur grad mein Ding. Und das tut verdammt gut.



Namaste – oder wie wir in Tirol sagen: „Passt scho!“
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